In seinem Artikel „The Cobalt Supply Chain’s Choice” berichtet Mark Dummett (Programmdirektor für Globale Themen im internationalen Sekretariat von Amnesty International) von seinem Besuch der kongolesischen Bergbaustadt Kolwezi im November 2019. Ein Anlass für den Besuch waren Gespräche mit Vertreter_innen einiger zivilgesellschaftlicher Gruppen, staatlicher Stellen, Bergbauunternehmen und internationaler Unternehmen, die Kobalt für ihre Produkte benötigen, über mögliche Verbesserungen der Arbeitsbedingungen und der Zurückverfolgbarkeit beim Abbau von Kobalterz.
Mark Dummet berichtet über erste Verbesserungen gegenüber den von Amnesty International in zwei Berichten offengelegten Menschenrechtsverletzungen im Zusammenhang mit dem Abbau von Kobalterz in der Demokratischen Republik Kongo hingewiesen hat (This is what we die for und Time to recharge). Einige Akteure versuchen die Minen sicherer zu machen, die Regierung baut ein neues Handelszentrum auf, um den Handel transparenter zu machen und sicherzustellen, dass die Bergleute faire Preise bekommen und die katholische Organisation The Good Shepherd Sisters hat neue Schulen für tausende Kinder errichtet.
Dummett traf auf seiner Reise aber auch weiterhin auf Kinder und Erwachsene, die in ihrer verzweifelten Lebenssituation keine andere Wahl haben, als für ihren Lebensunterhalt in den weiterhin gefährlichen Kobaltminen zu arbeiten, vor allem im handwerklichen Kleinbergbau.
Und die Unternehmen stellen in diesem Zusammenhang fest, dass ihnen beim Ankauf von Kobalterz kaum eine andere Wahl bleibt, als auch unter solchen problematischen Bedingungen gefördertes Erz zu nutzen.
Aus Dummetts Sicht bleiben den Unternehmen dann allerdings drei Alternativen:
Sie könnten die verheerende Situation weiterhin ignorieren, was angesichts der wachsenden öffentlichen Forderung nach Einhaltung menschenrechtlicher Sorgfaltspflichten im Sinne der UN- Leitprinzipien für Wirtschaft und Menschenrechte zu schwerwiegenden reputationsschäden führen würde.
Oder sie könnten versuchen, auf Kobalterz aus dem Kongo zu verzichten, was angesichts des sehr hohen Marktanteils dieses Erzes global schwierig würde. Darüberhinaus würde es aktuellen Maßnahmen zur Verbesserung der Arbeitssituation im Kleinbergbau entgegenwirken und nicht zuletzt die Situation der Menschen vor Ort weiter verschlimmern, da ihnen die Möglichkeiten zur Arbeit für ihren lebensunterhalt genommen würden.
Unternahmen könnten aber auch die Verantwortung übernehmen und dafür sorgen, dass sich die Arbeits- und Lebensbedingungen der Bergleute verbessern und insbesondere die schlimmsten Formen der Kinderarbeit beendet werden.
Dummet empfiehlt den Unternehmen nachdrücklich diesen dritten Weg zu gehen, und internationalen Regelungen wie den „OECD-Leitfaden für die Erfüllung der Sorgfaltspflicht zur Förderung verantwortungsvoller Lieferketten für Minerale aus Konflikt- und Hochrisikogebieten“ bei ihren Aktivitäten im Rahmen der Kobaltlieferkette umzusetzen. Erste Schritte in diese Richtung sind bereits festzustellen, da China den genannten OECD-Leitfaden zur Grundlageoffizieller Regelungen gemacht hat – dies ist von besonderer Bedeutung, da große chinesische Firmen den Aufkauf und die Raffiierung des Kobalterzes weitgehend dominieren.
Detaillierte Informationen sind im englischen Originalartikel zu finden: “The Cobalt Supply Chain’s Choice” (Benchmark Q2 Review 2020)